Herzraub by Monika Buttler

Herzraub by Monika Buttler

Autor:Monika Buttler
Die sprache: deu
Format: mobi, epub, azw3
ISBN: 9783839231449
veröffentlicht: 2013-05-18T22:00:00+00:00


15

Claus Saalbach saß in seinem Wandsbeker Apartment und hatte den dritten Wodka hinter sich.

„Sauf nicht soviel“, sagte sein Freund Heiner, „das macht die Sache auch nicht besser.“

Als Antwort kippte Saalbach den vierten Wodka hinunter. Seine schwarz gefärbten spärlichen Haare sahen schmierig aus, und er war, obwohl schon der Abend dämmerte, noch unrasiert.

„Das hat doch keinen Sinn, dass du da Zoff machst, so eine Klinik sitzt immer am längeren Hebel.“

„Und wenn. Sie sollen wissen, was sie da verbrochen haben.“

Saalbach stierte in das leere Glas. „Ich hab einfach alles falsch gemacht, von Anfang an. Soll ich dir was sagen? Sascha ist mit Absicht in den Tod gerast, er hat den Tod seiner Mutter einfach nicht verkraften können. Das war ja schon symbiotisch, diese Mutter-Sohn-Beziehung. Ich hätte dazwischen gehen müssen, hätte ihn abkoppeln müssen …“

„Claus, du hattest doch gar keine Chance. Wir wissen doch, wie die in Deutschland hier mit Vätern umgehen. Als Anwalt könnte ich dir da Geschichten erzählen … Besuchsrecht – dass ich nicht lache! Deine Ex hat sich ihren Sohn gekrallt, wie es alle Weiber hier tun. Wahrscheinlich hat sie ihn auch noch als Partnerersatz missbraucht, denn dieser Steinmann hat sich ja wohl meistens mit der knackigen Polin vergnügt …“

„Ach, lass doch.“ Saalbach wehrte müde ab. „Ja, das mit dem Besuchsrecht war eine Schweinerei. Erinnerst du dich, wie oft ich verabredet am Nonnenstieg stand, wartete und wartete, und dann war die Alte längst mit Sascha ins Sommerhaus abgedüst?“

„Klar. Und in dieses Häuschen hast du noch Geld reingesteckt, wofür du auch keinen Ausgleich bekommen hast. Was bin ich froh, dass ich nie in die Ehefalle getappt bin.“

Saalbach blickte auf. „Ja, ich habe diese Frau gehasst. Aus tiefster Seele gehasst. Ich hätte nie gedacht, dass ich zu so einem Gefühl überhaupt fähig bin. – Hast du schon mal einen Menschen gehasst?“

Heiner Wentorf kaute an seiner Sonnenbrille. „Lächerlich. So was ist doch kein Mensch wert. Nein, solche Gefühle kenne ich nicht. Ich meine, sie war eine arrogante, selbstgefällige Ziege, ich mochte sie auch nicht. Aber nun bist du sie ja zum Glück los, ich meine, auch als Ex bist du sie los.“

Saalbach machte nur eine abfällige Bewegung. Er lehnte in seinem hohen Ledersessel und drückte seine Hände wie in einem Krampf gegeneinander.

„Ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen. Ich hätte auf der Intensivstation bleiben und ihn bis zum Schluss begleiten müssen. Stattdessen habe ich ihn einer Schlächterbande ausgeliefert. Niemals hätte ich meine Zustimmung zu dieser so genannten Spende geben dürfen.“ Claus Saalbach sah seinen Freund mit feuchten Augen an. „Was ist das überhaupt für ein blöder Ausdruck? Spende ist doch was freiwillig Geschenktes, und davon kann ja wohl keine Rede sein. Sascha hat nichts geschenkt, und ich habe auch nichts geschenkt.“

„Ja, es war ein gemeines Unter-Druck-Setzen. Aber unternehmen kannst du jetzt nichts mehr.“

„Doch. Morgen habe ich einen Termin bei Doktor Rapp, der die Explantation bei Sascha durchgeführt hat.“

„Wie hast du das denn geschafft? Man stellt sich doch eher vor, dass die sich auf Teufel komm raus verleugnen lassen.“

Claus Saalbach zeigte ein erstes Lächeln. „Ich hab bei der Sekretärin einen Wahnsinnsaufstand gemacht.



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